Gedanken zum Thema Motivation und Zielsetzung.
Im ersten Teil über das Jahr 2020 ging es schon um die Situation, dass aus einer Situation mit hoher Motivation und Vorfreude auf die Veranstaltungen in 2020 mit einem Mal die Maßnahmen rund um COVID-19 vor der Tür standen.
Homeoffice, Schließungen, was wird aus meinem Job-Fragen, Absagen von Veranstaltungen.
Auch wenn einige Absagen erst kurz vorher kamen, die Verunsicherung war da.
Also hatte ich eine Reihe von Telefonaten mit meinen Athleten vor mir. Doch wie gehe ich sowas an? „Einfach so Sport machen“ passt nicht zu den vorher festgelegten Zielen, wäre aber ok, wenn sich der/die Betroffene für ein Sabbat-Jahr entscheidet.
Hier also ein paar Gedanken zu einem Weg zu einer Lösung zu kommen (auch danach kam die gleiche Systematik in verschiedenen Bereich zur Anwendung):
- Kann und will ich ohne ein konkretes Ziel Sport machen?
- Was reizt mich an dem Sport? Welche Punkte erhoffe ich mir an meinem Tag X zu erleben? Dies kann eine Zielzeit sein, aber auch die Community der Athleten oder das Publikum.
Wenn 1. Und 2. beantwortet sind, kommt man der Sache schon näher. Hier also zu einer Definition eines Ziels. Sicher haben einige von euch schon mal von dem SMART-Prinzip gehört. S wie spezifisch, M wie messbar, A wie akzeptiert, R wie realistisch und T wie terminiert.
Auf den Sport bezogen heißt dies also:
S – spezifisch:
Das Ziel sollte genau und konkret formuliert sein. Ein Beispiel hier war eine Athletin, die ihren ersten Triathlon 2020 bestreiten wollte. Nach diversen Absagen haben wir zusammen ein Ziel für sie formuliert: 40km Zeitfahren in 1:15Std auf dem Rennrad.
Das ursprüngliche Ziel konnten wir nicht umsetzen (Absagen), jedoch die große Freude am Radfahren allgemein haben hier zu einer herausfordernden, aber auch hochgradig motivierenden Zielformulierung geführt.
M – messbar:
Wie in Punkt S schon formuliert: es sollten 1:15Std werden. Ein einfaches „40km schnell fahren“ ist viel zu weich und hätte bei den harten Einheiten wohl früher zu einem Abbruch oder nur mäßigen Motivation geführt.
A – akzeptiert:
Vielleicht einer der wichtigsten Punkte. Ist das Ziel in seiner konkreten Formulierung nicht von Athlet und Trainer akzeptiert, wird die Umsetzung kaum möglich sein, da die beiden auf verschiedenen Hochzeiten tanzen.
R – realistisch:
Es ist schon klar, dass ich einen reinen Radfahrer nicht direkt auf 10km Open-Water Schwimmen loslasse. Daher haben wir uns die letzten Trainingsleistungen angeschaut und von der Trainerseite musste ein wenig eine Leistungsentwicklung abgeschätzt werden, um zu einer erreichbaren Zielformformulierung zu kommen. Hier zu sagen: mach das in 60min, wenn bisher Zeiten um 80min erreicht wurden, ist nicht realistisch und führt sowohl im Training, wie auch am Tag X zu Frustration.
T – terminiert:
Das beste Ziel und das beste Einverständnis helfen nichts, wenn es nicht auch ein Datum gibt. „Ich mache das irgendwann im Herbst“ lässt doch die Motivation und den Fokus stark vermissen.
Mit genau diesem Vorgehen konnte ich bei den Athleten ganz deutlich die Motivation steigern und 75% haben genau diesen Weg auch erfolgreich und glücklich begangen.
Was ist mit den restlichen 25%?
Nun, es gab tatsächlich ein paar wenige Veranstaltungen, die stattgefunden haben. Auch wenn die Wettkämpfe oft nicht der Nummer-1 Wettkampf waren, gaben sie den Athleten doch das, was sie am Sport lieben. Hier ist das Beispiel eines Athleten, der sich nach dem ganzen Drumherum gesehnt hat, nach dem Sport mit anderen Athleten und den Zuschauern. Dies kann kein lauf oder Zeitfahren alleine zufriedenstellen. Hier bin ich sehr dankbar, dass es doch ein paar Veranstaltungen gab, die es mit einem guten Konzept geschafft haben auch dieses Jahr stattzufinden.
War das alles?
Natürlich nicht, auch gab es die Athleten, wie die wettkampffreie Zeit für die Genesung und die Arbeit an konkreten Schwächen gefüllt wurde.
Oder die Menschen bei denen dieses Jahr stark durch private Dinge geprägt war, berufliche und/oder private Veränderungen und Herausforderungen anstanden. Hier war es der strukturierte Sportplan, der neben der Veränderung im restlichen Leben, Halt gegeben hat.
Nachdem in diesem Blog ganz viel der Trainer gesprochen hat, zähle ich mich ganz klar zu den Athleten, die im letzten, genannten Punkt sich wiederfinden.
Zum Abschluss noch ein Zitat für alle, die aktuell eine so oder so schwierige Zeit erleben:
So do all who live to see such times; but that is not for them to decide. All we have to decide is what to do with the time that is given to us.
Das tun alle, die solche Zeiten erleben, aber es liegt nicht in ihrer Macht, das zu entscheiden. Wir müssen nur entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist.
– Gandalf / Herr der Ringe
Bis bald,
Andi